Jahresrückblick 2020
Welche ein (Börsen)Jahr!
Eines ist klar: das Jahr 2020 wird uns noch lange in Erinnerung bleiben und sicherlich seinen Platz in den Geschichtsbüchern finden – hier nur mal einige Stichpunkte: Corona, weltweite Pandemie, Wirecard Skandal, Handelsstreit USA/China, negativer Ölpreis, Brexit-Chaos, Börsencrash und anschließende Rallye, Impfstoffhoffnungen, US Wahl, neue All-Time Highs bei den US Börsen und beim Bitcoin….
Na genug? Manche Themen scheinen schon Jahre her aber tatsächlich geschah dies alles im Jahr 2020! Ein blanker Wahnsinn.
Lassen wir also das aktuelle Jahr noch einmal Revue passieren und schauen uns die Themen an.
Corona und die weltweite Pandemie
Vor einem Jahr war die Welt noch in Ordnung – vor einem Jahr war Corona noch ein „lokales Ereigniss“ in Wuhan. Es konnten wohl nur die wenigsten ahnen, welche Folgen dieses Virus auf unser tägliches Leben nur einige Monate später haben würde. Inzwischen gibt es fast kein Land auf der Welt, das nicht als Risikogebiet gilt. Maskenpflicht, Homeschooling und Homeoffice – längt schon (fast) traurige Normalität.
Viele Wirtschaftszweige wie den Tourismus, die Gastronomie, Luftfahrt hat es dabei besonders hart getroffen. Oktoberfest, lokale Events oder Kinobesuche? Längst gestrichen! Fussballspiele im Stadion verfolgen? – wohl auch in den nächsten Monaten nur ein Wunschdenken*.
Das Virus hat uns Stand Heute fest in der Hand – ob die Politik nun alles richtig macht, möchte ich an
Es ist wirklich extrem in welcher Geschwindigkeit sich unser Leben verändert hat – nochmal: DER ERSTE INFIZIERTE IN DEUTSCHLAND WAR ENDE JANUAR 2019. Wir können also nur erahnen, was 2021 sein wird. Uns allen ist wohl nur zu wünschen, dass die Impfstoffe von BioNtech & Pfizer, Moderna und Astrazeneca anschlagen und helfen ….
*lustiger Fakt am Rande: Corona-Infizierte beim letzten Schalke04 Sieg in Deutschland: 0
Der Wirecard Skandal
Ja – auch bei Wirecard sah die Welt vor einem Jahr zwar nicht rosig aus (es lagen zu der Zeit ja bereits Vorwürfe seitens der Financial Times vor), aber wesentlich besser als heute, wo das Unternehmen zerschlagen ist und der Ex-Vertriebsvorstand Jan Marsalek flüchtig ist und nach dem international gefahndet wird.
Vor einem Jahr lag der Aktienkurs der Wirecard Aktie noch bei über 100€ (heute etwa 0,33€ – siehe Kursverlauf) und Wirecard galt als die „High-Tech Hoffnung“ in Deutschland. Heute wissen wir – vieles war nur Lug und Betrug und auch die Bafin und etliche Wirtschaftsprüfer müssen sich die Fragen gefallen lassen, wie so etwas bei einem Dax Konzern nicht auffallen kann.
Fazit des Ganzen – wenn etwas auffällig ist (und es gab genug Vorwürfe von renommierten Reportern), dann mach einen Bogen um das Unternehmen. Es gibt genug Alternativen.
Negativer Ölpreis
„Du erhälst ein Barrel Rohöl und bekommst noch 40 Dollar“ – was schon heute wieder total unsinnig klingt, war Ende April 2020 Realität. Der Ölpreis war negativ – in der Spitze sogar -40$!
Sprich, es wurde so händeringend nach Abnehmern gesucht, dass diese sogar noch Geld erhalten haben, wenn Sie Rohöl abnehmen.
Was war der Auslöser?
Grund war einmal mehr die Corona-Pandemie. Durch die Lockdowns, die Reiseverbote und dem Nachfrageeinbruch (und gleichzeitig weiter hoher Produktion), sind die Rohöllagerbestände quasi übergelaufen. Öltanker wurden als schwimmende Lagerstätten benutzt und keiner benötigte weiteres Rohöl.
Die Folge: Die Preise purzelten – teilweise so stark, dass der Preis der Ölfutures sogar ins negative lief (weil Rohöl eben auch Lagerkosten verursacht).
Das hatten so auch viele Broker nicht auf dem Schirm und so kam es, dass ein Trader besonders viel Glück im Unglück hatte.
Denn dieser spekulierte bei einem Preis von 0,01$ logischerweise auf steigende Kurse. Negative Preise? Nicht möglich oder? (das dachten wir damals übrigens schon bei den Bundesanleihen, wo auch niemand mit einem Negativzins rechnete…).
Jedenfalls deckte sich besagter Trader bei immer weiter fallenden Kursen (erste Order bei 3,30$ pro Barrel, zweite Order bei 0,50$ pro Barrel) mit weiteren Kontrakten ein. Den Abschluss bildeten 212! Kontrakte zu einem Preis von 0,01$ pro Barrel. Stiege der Kurs nur minimal auf 1$, hätte der Trader damals seinen Einsatz mehr als VERHUNDERFACHT. Doch es kam alles anders und so bekam der Trader Nachts seine Abrechnung des Handelskontos. Er schuldete dem Broker satte 9 Millionen USD.
Im Nachgang hatte der Trader dann doch etwas Glück im Unglück – durch einen Fehler in der Handelssoftware des Brokers, welche einfach keine negativen Preise verarbeiten konnte, verzichtete der Broker auf eben diese Ausgleichzahlung.
Das 77,000$ große Handelskonto des Traders ist aber dennoch Geschichte….
Was lernen wir draraus – an der Börse ist ALLES möglich. Wer ohne SL tradet, riskiert ALLES.
Die US Wahl
Auch hier muss man fairerweise sagen: Wer hätte vor einem Jahr noch gedacht, dass Trump die US Wahl 2020 verliert? Vor einem Jahr waren sich nahezu alle Analysten einig, dass wir uns auf 4 weitere Jahre Donald Trump einstellen müssen. Aber auch hier hat Corona und v.a. das Krisenmanagement von Trump, gepaart mit weiteren innen – und außenpolitischen Fehlern dazu geführt, dass die USA in Kürze einen neuen US Präsident hat: Joe Biden.
Doch noch versucht Trump mit Klagen das Unvermeidbare abzuwenden – wenn auch die Angriffe auf Biden weniger werden. Erinnern wir uns zurück – die US Wahl war dieses Jahr wirklich nichts für schwache Nerven. Sah Trump Anfangs noch wie der klare Sieger aus, so haben dieses Mal vor allem die Stimmen der Briefwähler den entscheidenden Ausschlag gegeben.
Zuvor hatten die Demokraten die Menschen aufgrund von Corona dazu aufgefordert, per Briefwahl ihre Stimme abzugeben. Trump hingegen – welcher Corona lange Zeit verharmloste, rufte seine Anhänger direkt zu den Wahlurnen.
Da diese Stimmen zuerst gezählt wurden, sah es zuerst nach einem deutlichen Wahlsieg für Trump aus. Doch mit jeder weiteren Briefwahlstimme schmelzte dessen Vorsprung dahin und das Ende ist bekannt. Biden gewann die Swing States und ist wird neuer Präsident der USA.
Dazwischen gab es reichlich Attacken seitens Trump, der forderte die Auszählung zu stoppen und sogar behauptete, dass die Wahl manipuliert worden sei … die US Wahl 2020 – ein echter Krimi. Soviel steht fest.
Das Brexit Chaos
„Und wenn sie nicht gestorben sind, dann verhandeln Sie noch heute“… so oder so ähnlich enden wohl alle guten Brexit Märchen.
Doch wie wir seit Weihnachten wissen, endet das „Brexit Jahr“ wohl doch noch versöhnlich und die EU und Großbritannien konnten sich doch noch auf einen Deal einigen. Zwar müssen das britische Parlament und die EU Staaten dem Deal noch zustimmen und den Vertrag ratifizieren – aber ich lehne mich an dieser Stelle mal aus dem Fenster : DAS WIRD UND MUSS KLAPPEN
Wie ging das Brexit Dilemma eigentlich los?
Angefangen hat alles im Jahr 2013 mit dem Referendum über die EU Mitgliedschaft Großbritanniens. Im Juni 2016 stimmen schließlich 51,9% der stimmberechtigten Bürger über den Austritt Großbritanniens aus der EU. Nach etlichen Pleiten für Theresa May, Verschiebungen beim Austritt und etlichen Abstimmungen ohne einen entscheidenden Durchbruch im Jahr 2019, tritt Theresa May zurück. Ihr Nachfolger Boris Johnson fährt einen klaren Kurs für einen harten Brexit (oder einem, bei dem die Briten keinerlei Zugeständnisse machen müssen).
Weitere Aufschübe folgen mit dem finalen Austrittsdatum – dem 31.12.2020.
In Folge der Coronakrise wurde in Großbritannien vieles gemacht – nur wohl keine Gedanken über den Brexit und die möglichen Folgen. Und so wurde in den letzten Wochen täglich verhandelt – mit besagtem positiven Ende. Denn eines war eigentlich schon zu Beginn klar – ein ungeregelter Austritt ohne Vereinbarungen bzgl. Zölle und sonstigen Handelsbedingungen hätte nur Verlierer hervorgebracht. Kurz vor dem harten Brexit haben das dann wohl auch die Briten verstanden und doch Zugeständnisse eingeräumt.
Eines ist klar – beendet ist das Thema noch nicht, aber wir sind auf einem guten Weg, dieses leidige Kapitel hinter uns zu lassen…
Die „Impfstoffrallye“
Diese Erholung an den Aktienmärkten wird wohl als Musterbeispiel für eine V-Formation in allen zukünftigen Trading Lehrbüchern dienen. Corona-Pandemie? Börsencrash? Lockdowns? Die neuen Allzeithochs im Nasdaq, SP500, Dow Jones oder nun auch der Dax wirken fast schon surreal, wenn man mal neutral auf das große Bild schaut.
Klar – die Börse handelt nie die Gegenwart, sondern immer die Zukunft. Klar – die Staaten und Notenbanken haben nie dagewesene Konjunktur – und Fiskalpakete geschnürt. Und dennoch haben wohl die wenigsten Analysten nach dem Crash im Frühjahr mit neuen Allzeithochs gerechnet.
Wer im Bereich der Talsohle sich mit entsprechenden Aktienwerten eindeckt hat, dürfte dieses Jahr eine mehr als ordentliche Performance in seinem Depot haben. Mit ein großer Grund für die rasche Erholung sind wohl auch die positiven Testresultate der verschiedenen Impfstoffstudien. In einigen Ländern haben die ersten Impfungen sogar bereits begonnen. Somit spiegelt sich in den aktuellen Kursen auch die Hoffnung wieder, dass wir mit einer breiten Impfung bald wieder des Schreckgespenst Corona erfolgreich besiegen können.
Doch wer sind bisher die großen Gewinner und Verlierer?
Die großen Profiteure waren sicherlich die Tech-Werte. Die Unternehmen im Digitalisierung, Online-Shopping, Delivery und alles, was mit den Bereichen Homeoffice oder der Lösung der Corona-Pandemie (Stichwort Impfstoffe) zu tun hatte, waren die Gewinner der Corona-Krise. Die Digitalisierung wurde spürbar schneller voran getrieben.
Die großen Verlierer an den Börsenmärkten waren vor allem Airlines und Reiseunternehmen.
Zuletzt wurden die Märkte durch das neue US Konjunkturpaket und die Einigung beim Brexit nochmals spürbar nach oben gepusht.

Das war der Jahresrückblick für das Jahr 2020!
Wir von PimpYourTrading wünschen dir im neuen Jahr ganz viel Erfolg, viele schöne Trades und ganz ganz viele Pips!
Team PimpYourTrading
Hinweis
Der Handel an der Börse kann erhebliche Risiken bergen und ist nicht für jeden Anleger geeignet.
Es handelt sich dabei um Spekulation. Möglicherweise ist dieser Handel nicht für Sie geeignet. Ein Anleger kann dabei seine gesamte ursprüngliche Investition oder sogar ein Vielfaches seiner ursprünglichen Investition verlieren, wenn er – etwa durch einen Hebel – verpflichtet ist Kapital nachzuschießen. Mit „Risikokapital“ ist Geld gemeint, das Sie komplett verlieren können, ohne Ihre finanzielle Sicherheit oder Ihren Lebensstil zu gefährden. Lediglich Risikokapital sollten Sie für den Handel verwenden, und nur Anleger mit ausreichend Risikokapital sollten den Handel überhaupt in Erwägung ziehen. Informieren Sie sich bitte daher vor einem Geschäftsabschluss eingehend und umfassend über das diesbezügliche Risiko.
Die vorgestellte Analyse stellt keine Handlungsaufforderung dar und ist ledigliche meine persönliche Einschätzung!